Welches Medium man nutzt, welche Konferenz man besucht, mit welchen Kollegen man spricht – dem Thema Digitale Transformation kann man sich seit Monaten kaum entziehen. Das geht oft mit riesigen Erwartungen einher: Neue Geschäftsmodelle, Techniken, die nach Science-Fiction klingen und traumhafte Gewinne für Unternehmen. Andere dagegen sehen Weltuntergangsszenarien mit Millionen von Arbeitslosen, Traditionsfirmen, die innerhalb weniger Jahre vom Markt gefegt werden, ja sogar abgehängten Nationen.
23 Prozent der mittelständischen Unternehmen in Deutschland haben keine zentrale Digitalstrategie. Aber 55 Prozent halten die digitale Transformation für eine der zentralen Herausforderungen – das hat der Branchenverband Bitkom 2017 in der Studie d!conomy herausgefunden. Das Thema ist komplex, lässt sich aber doch nüchtern betrachten. Im Folgenden werfen wir einen Blick darauf, was die Digitale Transformation insbesondere im Marketing und für Ihr Unternehmen bedeutet.
WAS BEDEUTET DIE DIGITALE TRANSFORMATION FÜR UNTERNEHMEN
Zuerst einmal gilt es die Begrifflichkeiten Digitale Transformation und Digitalisierung voneinander abzugrenzen, da diese nicht die gleiche Bedeutung haben und doch häufig verwechselt werden.
DIGITALISIERUNG:
Digitalisierung heißt erstmal nur, dass Dinge von der analogen in die digitale Welt übertragen werden. Also zum Beispiel E-Mail statt Fax. So können Sie mit der Post verschickten Broschüren auf digitale Präsentationen umstellen. Damit machen Sie den ganzen Vorgang effizienter, besser und kostengünstiger. Aber auch die Optimierung von bestehenden digitalen Prozessen fällt in diesen Bereich. Z.B. können Sie die Verwaltung von Bildern, PDFs, Videos und anderen Inhalten professionalisieren, indem Sie ein Digital Asset Management (DAM)-System einführen. Das sorgt dafür, dass immer die aktuellste Version für jeden verfügbar ist und das keine überflüssigen Duplikate oder Zwischenversionen Speicherplatz und Suchzeit kosten.
DIGITALE TRANSFORMATION:
Digitale Transformation bedeutet, die Chancen zu nutzen, die Digitalisierung bietet. Dabei geht es nicht nur darum, Kosten zu sparen und effizienter zu werden. Es geht darum, ganz neue Wege zu gehen. Es geht also um große Sprünge, nicht nur um kleine Schritte. Also zum Beispiel Uber statt Taxi. Hier werden Taxis über webbasierte Software-Lösungen vermittelt und nicht mehr wie früher über eine Taxi-Zentrale.
Durch die Digitale Transformation enstehen aber auch komplett neue Geschäftsmodelle. Das bedeutet z.B., dass Sie die Möglichkeiten, die sich aus der Digitalisierung ergeben nutzen und etwas anbieten, was vorher nicht möglich war. In dem Broschüren-Beispiel können die Nutzer z.B. Produktvarianten der angebotenen Maschinen selbst erkunden, konfigurieren und direkt online bestellen. Oder Sie finden online direkt jemanden, mit dem sie das Gerät gemeinsam anschaffen und nutzen können, wenn sie es nur selten verwenden.
Solch ein Ansatz ist kein bloßer Transfer von einem Medium in ein anderes, es bedeutet ein ganz neues Geschäftsmodell. Und das stellt man nicht mal eben in ein paar Wochen auf die Beine, das erfordert ein strategisches Vorgehen.
DIGITALE TRANSFORMATION IN UNTERNEHMEN
Das Thema Digitale Transformation sollten Sie am besten immer von zwei Seiten betrachten:
- Aus Sicht der Kunden/Verbraucher: Sie bekommen Transparenz und Vergleichbarkeit, Bequemlichkeit/Convenience.
- Aus Sicht der Unternehmen: Sie nutzen Automatisierung, Analyse, Personalisierung, Big Data.
Die Analysten der Unternehmensberatung Forrester sprechen vom „Zeitalter des Kunden“, in das wir eingetreten sind. Denn auch die Punkte, die wir eben aus Unternehmenssicht genannt haben, betreffen in vielen Bereichen die Kunden: Marketing Automation ermöglicht, mit den Kunden noch besser in Kontakt zu bleiben.
Die Interessentengewinnung mit einer professionellen Lead Management Software ist auf eine Art und Weise möglich, wie sie noch vor wenigen Jahren undenkbar war. Die Inhalte können für jeden einzelnen Lead perfekt personalisiert werden. So kann der Vertrieb auf lässtige und wenig erfolgreiche Cold-Calls verzichten und mit der richtigen Inbound Marketing Strategie lässt sich die Website zu einem „Magneten“ verwandeln, der die Interessenten mithilfe von gutem Content Marketing und den richtigen Online Marketing Maßnahmen auf das eigene Angebot aufmerksam macht. Überzeugt der Inhalt auf der Website kann sich der Interessent in ein Formular eintragen, weitführende Informationen herunterladen und wird so von einem anonymen Interessetnen zu einem konkreten Lead. Mithilfe eines Lead Nurturing Prozesses lassen sich die Leads in der Software automatisiert bis zur Vertriebsreife weiterentwickeln und landen erst beim Sales Team, wenn ein konkretes Kaufinteresse besteht.
Dank Big Data und anderen Techniken der Analyse kann man so gut wie noch nie sehen, was die Kunden interessiert und was nicht. Immer besser verstehen wir so die Bedürfnisse und Interessen der Kunden – und können daher immer bessere Produkte entwickeln, immer besseres Marketing machen. Auf der anderen Seite erwartet der Kunde das auch. Das bedeutet, dass wir als Unternehmen immer besser werden müssen und immer schneller reagieren müssen. Das gilt nicht nur im Bereich B2C (Business to Consumer), sondern genauso für B2B (Business to Business). Die B2B-Kunden haben ihre Gewohnheiten ebenso verändert wie die Privatkunden. Auch wer für ein Unternehmen einkauft, informiert sich heute vorher ausführlich im Internet. Auf den Websites der Anbieter, aber auch auf den Sites von Dritten.
Der Wechsel in der Technik (Digitalisierung) hat also auch zu einem tiefgreifenden Wandel der Gewohnheiten und Erwartungen geführt (Transformation). Wollen Sie nicht nur reagieren, sondern in Ihrem Unternehmen auch aktiv die Chancen der Digitalen Transformation nutzen, dann müssen Sie sich vor allem um zwei Punkte kümmern:
- Digitalisierung von Geschäftsprozessen
- Entwicklung neuer digitaler Geschäftsmodelle
WIE erstelle ICH eine Strategie für die DIGITALE TRANSFORMATION IM UNTERNEHMEN?
Machen Sie die Digitale Transformation zur Chefsache!
Unternehmen, welche die Digitale Transformation erfolgreich geschafft haben, haben das Thema zur Chefsache gemacht. Denn richtig verstanden ist diese Veränderung ein so tiefgreifender Prozess, dass man ihn nicht delegieren kann. Das heißt natürlich nicht, dass Vorstände oder Geschäftsführer sich um alles selbst kümmern müssen. Aber von ihnen muss der Impuls kommen und vor allem die Unterstützung, die Bereitschaft, auch jahrelang gepflegte Überzeugungen auf den Prüfstand zu stellen.
Einige Firmen haben aus diesem Anlas den Posten des Chief Digital Officer (CDO) oder des Chief Technology Officer (CTO) eingerichtet. Dieser leitet dann das „Digitalteam“. Auch wenn Sie keinen solchen Posten einrichten – wichtig ist in jedem Fall, dass Ihr Digitalteam abteilungsübergreifend arbeitet. Die Digitale Transformation ist nichts, was die IT-Abteilung oder das Marketing allein bewältigen kann und soll. Denn die Idee dahinter ist ja gerade, neue Wege zu gehen, übergreifende Innovationen zu schaffen und das Unternehmen ein Stück weit neu zu erfinden.
Beziehen Sie alle Mitarbeiter ein!
Aus dem Grund dürfen die Mitarbeiter keinesfalls vergessen werden. Auch sie müssen bei der Digitalen Transformation von Anfang an mit ins Boot geholt werden. Hier kann es Ängste geben, etwa um den eigenen Arbeitsplatz, wenn Vorgänge rationalisiert werden. Oder Ängste, den Anschluss zu verpassen, weil Fähigkeiten oder Qualifikationen fehlen. Das sollte frühzeitig erkannt werden und Lösungen für diese Probleme müssen gefunden werden. Die Digitale Transformation bietet auch die Chance, die Unternehmenskultur zu verbessern und Mitarbeiter wie Kunden in den Mittelpunkt zu stellen.
Nach einer Arbeitnehmer-Umfrage von CSC gibt es aber immer noch in 78 Prozent der Unternehmen kein Konzept für die Digitale Transformation im Bereich Personal. Ohne Beteiligung der Mitarbeiter ist die Digitale Transformation aber nicht zu schaffen. Und sind auch 88 Prozent der Befragten der Meinung, dass es in den bestehenden Strukturen nicht gelingen wird, den Anforderungen der neuen digitalen Arbeitswelt gerecht zu werden.
Prüfen Sie die bisherigen Prozesse und Entwickeln Sie neue Ideen
Im Idealfall sieht sich das Digitalteam in Ihrem Unternehmen alle Prozesse und Bereiche der Firma genau an. Es sammelt, an welchen Stellen Digitalisierung möglich ist, wo sie schon erfolgt ist und es Verbesserungspotenzial gibt. Ausgehend davon erarbeitet es dann eine Digitalstrategie. Darin ist ein Fahrplan für die Digitalisierung enthalten. Und im Rahmen dessen kommen automatisch viele neue Ideen zustande, wie Sie Ihr Unternehmen digital neu erfinden können.
Arbeiten Sie mit Startups zusammen!
Auch die Zusammenarbeit mit Startups ist ein Mittel, um neue Ideen und frischen Wind ins Unternehmen zu bringen. Der Bitkom hat ermittelt, dass bereits 43 Prozent der mittelständischen Unternehmen mit Startups kooperieren.
Bleiben Sie dran!
Steht Ihre Digitalstrategie, dann braucht es Mut und Durchhaltevermögen – wenn Sie die Digitale Transformation wirklich konsequent betreiben wollen, geht es jetzt erst richtig los. Stichworte, die Ihnen helfen, diesen Weg einzuschlagen, sind Fehlerkultur, Lean Startup oder agile Methoden. Alle diese Ansätze erlauben eines: Schnell zu lernen, Möglichkeiten wahrzunehmen und auszuprobieren, welche Dienstleistungen und Produkte Ihre Kunden wollen. Damit Sie die Chancen der Digitalisierung auch wirklich nutzen.
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