Warum planen immer mehr Marketing-Entscheider in Virtual Reality zu investieren und in welchen Bereichen macht das Sinn? Ich habe 5 lohnende Beispiele herausgesucht, die zeigen, was heute schon geht.
Viele denken bei VR nur an Computerspiele. Und doch ist selbst heute schon noch viel mehr möglich:
1. Küche und Bad planen
Soll die Küche lieber makellos weiß strahlen oder gefällt uns eine Holzoberfläche besser? Die Frage können die meisten nicht leicht beantworten – es fällt schwer, sich das vorzustellen in den eigenen Räumen.
Hier setzt die virtuelle IKEA VR Experience an – die App soll dabei unterstützen, seine eigene Küche in VR erkunden zu können und damit die Auswahl erleichtern. Noch ist das als Test deklariert, aber die Anwendung zeigt, wohin die Reise geht.
Und die Kollegen von Richter + Fernziel bieten die virtuelle Badezimmer-Planung an. Hier kann man also schon mal virtuell probeduschen, bevor man die schwellenfreie Luxus-Dusche mit Regenbrause ordert.
2. Reisevorbereitungen
Fremde Orte besuchen, dafür schein VR wie geschaffen. Verkaufsfördernd ist, sich vorab schon ein Bild machen zu können, was den Urlauber erwartet. Expedia schickt Reiselustige auf eine VR-Zugfahrt durch Norwegen.
Und die Luxushotelkette Marriott bittet Reisende in den so genannten Teleporter – dessen Herzstück eine Oculus-Rift-VR-Brille ist. So können sie sich die Luxusressorts z.B. auf Hawaii ansehen, speziell die Honeymoon Suites. Fehlt nur noch der passende Bräutigam oder die Braut.
3. Autofahren
Die Hersteller teurer Autos verkaufen keine Mobilitätslösungen. Sie verkaufen Luxus, sie setzen auf Erlebnisse. Und die lassen sich mit VR wunderbar zeigen, ganz ohne Auto. So verwundert es nicht, dass sowohl Audi wie auch BMW und Mercedes hier bereits experimentieren. Mit dem Mercedes SL kann man den Pacific Coast Highway in Kalifornien entlangbrausen. Mit dem BMW M2 Kann man eine Probefahrt mit dem Model Gigi Hadid unternehmen. Und bei der Audi A4 VR Experience kann man das Autoinnere und den Motor dreidimensional erkunden.
Volvo schließlich bietet mit seiner App VR XC90 Test Drive die Möglichkeit, per Google Cardboard schon mal einen Blick auf das Auto zu werfen, ohne dafür ins Autohaus zu gehen.
4. Essen
Überraschenderweise setzten selbst Hersteller von Nahrungsmitteln und Alkohol auf VR.
Der Tequila-Hersteller Patron lädt nach Mexico ein, um zuzusehen, wie der Schnapps hergestellt wird. Der Käse-Fabrikant Boursin bietet mit seinem Sensorium einen virtuelle Flug durch den Kühlschrank – vor Ort unterstützt durch Riech-Erfahrungen, also sogar ein noch realistischeres VR-Erlebnis.
Und beim Oreo Wonder Vault reist der geneigte Keks-Liebhaber durch eine virtuelle Welt mit Milchflüssen und Schokobergen. Beim Tee-Hersteller Lipton schließlich kann man nachfühlen, wie sich Teeblätter anfühlen, während sie durch die Tasse schweben – eine surreale Erfahrung.
5. Soziale Projekte
Das soziale Schuh-Unternehmen Toms zeigt in einem VR-Video, wo die von ihm gespendeten Schuhe in Peru hingehen – zu Kindern in ländlichen Gebieten, damit sie nicht barfuß zur Schule gehen müssen. Bisher kann man das nur mit VR-Headset in den Geschäften der Kette ansehen.
Ebenfalls um Schuhe geht es beim Outdoor-Profi Terrell. Im Merrell Trailspace können Kunden im Laden die Schuhe anziehen und dann per VR-Brille auf eine gefährliche Wanderung gehen, inklusive Steinschlag und zusammenbrechenden Hängebrücken.
Und was geht noch?
Wenn man etwas weiter denkt, kommt man noch auf viele andere interessante Möglichkeiten. Und die drehen sich eben nicht nur um die Brille zu Hause im eigenen Wohnzimmer. Auch im öffentlichen Raum, im Ladengeschäft (Point-of-Sale) oder auf Messen und bei Schulungen lassen sich VR-Brillen vielfältig einsetzen.
Einige Experten sehen VR vor allem als vielversprechendes Instrument, um Kaufentscheidungen zu unterstützten. Das könnte die Präsentation von Reisezielen oder Luxushotels sein. Auch die Ausstattungsvarianten von Autos ließen sich direkt zeigen und vom potenziellen Käufer direkt im virtuellen Auto lebensgroß in Augenschein nehmen. Im Ansatz sehen wir das heute schon, aber da ist sicher noch viel mehr möglich.
Mittelfristig könnte all das natürlich auch zu Hause beim Kunden passieren und das Online-Shoppen unterstützten – ähnlich wie es Ikea heute schon mit seiner App ausprobiert.
Auch im After Sales Service sind Anwendungen denkbar. Hier könnte man per VR zeigen, was man mit Produkt alles machen kann. Oder Aufstellen und Inbetriebnahme vorführen. Da wird die Schnittstelle zur Schwesterntechnologie AR, der Augmented Reality interessant: Dabei hat mann keine Brille auf, welche die Realität komplett ausblendet. Vielmehr hat man eine halbtransparente Brille auf, welche die Umwelt mit Zusatzinfos ergänzt, sie wird dadurch angereichert (engl. augmented).
Schließlich werden schon heute Nutzertests von Einkaufsumgebungen in VR durchgeführt. Man kann also ein Ladengeschäft virtuell konstruieren und mit Probanden testen, ob diese sich hier zurecht finden und mit dem Einkaufserlebnis zufrieden sind.
Sollte sich VR als Medium breiter durchsetzen, dann ergeben sich hier weitere Möglichkeiten. Etwa Native Advertising, Product Placement und sogar Werbetafeln, die in der virtuellen Welt herumstehen sind denkbar. Ob das funktioniert? Will man das?
Wir können auf jeden Fall gespannt sein, was hier alles auf uns zukommt.